Sind die Deutschen diesmal wirklich Schuld?

Von | 6. September 2015

Nicht selten in der Vergangenheit hat man gerne die Deutschen ausgemacht, wenn man einen Schuldigen an einer verfahrenen Situation gesucht hat – zuletzt erst in der Griechenland-Krise. Nun hat der ungarische Regierungschef Viktor Orbán in der letzten Woche die Flüchtlingsproblematik als „deutsches Problem“ bezeichnet. Nun gehört Orbán nicht gerade zu den Lieblingskollegen der meisten EU-Politiker, aber hat er in der Sache vielleicht mehr Recht gehabt, als manch einem lieb ist?
In Deutschland geschieht derzeit Einmaliges: Noch niemals in der Geschichte hat sich ein Land so barmherzig und nächstenliebend präsentiert wie das unsrige. Uns genügt es nicht, nur das unumstrittene Recht Verfolgter auf Asyl durchzusetzen, sondern wir begrüssen jeden, der zu uns kommt, wie einen Popstar mit Applaus und Emfangskomitee an Bahnhöfen und vor Flüchtlingsheimen. Willkommensfeste in den Unterbringungsorten werden veranstaltet, Freiwillige stehen Schlange, um mit Hilfe und Sachspenden vom ersten Moment an den neuen Einwandern zu Seite zu stehen. Gut, hin und wieder kommen ein paar Störenfriede und demonstrieren gegen den ungebremsten Zustrom an Neubürgern – ja, in seltenen Fällen kommt es sogar zu gewaltsamen Aktionen. Aber was machen solche Zwischenfälle schon im Vergleich zu der absolut überwiegenden tiefen Zustimmung in der Bevölkerung – bis zu 90%, wie Medien, Politik und Prominente uns rund um die Uhr versichern?
Wen mag es da wundern, daß die Zuwanderer, die Dank moderner Kommunikationstechnik in permanenter Verbindung mit der alten Heimat stehen, den Zurückgebliebenen versichern können, daß sie auf jeden Fall auch nach Deutschland kommen müssen. Es muß für die Ankommenden hier in Deutschland schon beinahe kafkaesk wirken, wenn sie in anderen Durchgangsländern eher als Fremdkörper betrachtet werden und hier nur noch von honigsüß lächelnden, aufrichtig hilfsbereiten Menschen empfangen werden.
Insofern müssten unsere Politiker jetzt auch den nächsten Schritt gehen und die Forderung nach einer europäischen Quotenregelung fallen lassen. Deutschland kann einfach 100% aller Ankommenden aufnehmen, hier ist die Bevölkerung von ganzem Herzen begeistert und in den anderen europäischen Ländern ist man auch zufrieden – quasi eine win-win-Situation. Die gute Nachricht wird sich dann sicher auch schnell in den Ländern Afrikas und des nahen Ostens herumsprechen und noch mehr Menschen motivieren, unsere Kultur mit ihrer Anwesenheit zu bereichern. Wenn im nächsten Jahr dann vielleicht mehrere Millionen kommen, müssen wir uns zwar Gedanken um die Unterbringung machen, aber als reiches Land werden wir das Problem sicher schnell lösen – zumindest, solange wir noch eines sind!

6 Gedanken zu „Sind die Deutschen diesmal wirklich Schuld?

  1. Hans

    Ich denke keiner will, daß wir in Deutschland alle Flüchtlinge aufnehmen. Ganz Europa ist in der Pflicht. Ich denke auch, daß die wenigsten Flüchtlinge Ihre Heimat verlassen würden, wenn Sie nicht um Ihr Leben fürchten müssten. Das heute bundesweit Leute an Bahnhöfen und Flüchtlingsunterkünften Beifall spenden ist eine Reaktion auf die perversen, peinlichen und beschämenden Aktionen brauner Spinner, die zwar laut aber in der Minderheit sind.

    Aus meiner Sicht kann es nicht genug Beifall und elektronische Kommunikation geben um der Welt zu sagen, daß der braune Mob die verirrte Minderheit ist, die keiner braucht. Kafkaesk kann das höchstens der braunen Minderheit vorkommen.

    Es ist nicht die Zeit ironische Artikel zu verfassen. Es ist Zeit Hilfe zu leisten. Die Würde des Menschen ist unantastbar. Und auch wenn die Millionen kämen, würde auch Deine Würde unantastbar bleiben. Gottseidank hat die Mehrheit erkannt, daß man nicht arm werden kann, wenn man hilft. Und das nicht nur in Deutschland.

    Was tust Du um zu helfen?

    Antworten
    1. Peter Borbe Beitragsautor

      Was hast Du in den vergangenen Jahrzehnten getan, um zu helfen? Es hat immer Kriege gegeben, Gewalt, Folter, Hunger, Vertreibung usw. – da hat uns die Würde der Menschen auch wenig interessiert. Erst jetzt, wo die EU unfähig ist, die Schengen-Grenzen zu sichern, nehmen diese Menschen die Einladung an, hierher zu kommen. Wenn ich mein Leben retten will, dann suche ich mir nicht auf der Weltkarte Länder aus, die zigtausend Kilometer entfernt sind, sondern versuche nur, an einen Ort zu kommen, wo keine Bomben fliegen.
      Und Du hast Recht, der Text ist ironisch, aber er ist auch sehr wahr – Die Deutschen mit ihrem Verhalten befeuern diese Krise noch und merken es noch nicht einmal. Welches europäische Nachbarland hat da noch Verständnis? Sind die auch alle „brauner Mob“? Oder Australien mit seiner restriktiven Einwanderungspolitik, sind das Nazis für Dich?

      Antworten
  2. gipsywoman

    Wie recht du hast, ich wander aus!

    Mir ist schon so schlecht, dass ich mich schon weigere auch nur noch eine Nachricht über Flüchtlinge anzusehen oder zu hören!
    Bock auf auswandern?
    Ich schreib dir wenn ich weg bin, dann kannste entscheiden ob du auch kommst!
    Griechenland, ein schönes ruhiges sonnenfleckchen am Meer und gut is!

    Tsipras hin oder her, dort kann man schön in Ruhe leben und genießen.

    Internet ist überall, man muß nicht in einem Land wie DE bleiben!

    Mir wird schon wieder schlecht! Ich habe Dauerkrätze!

    Antworten
  3. gipsywoman

    Wie recht du hast!

    Weißte was?
    Ich wander aus! Ich kann hier nicht mehr bleiben, habe Dauerkrätze.
    Internet ist überall, man muß nicht in so einem Land wie DE bleiben, es ist zum Abschuß freigegeben!
    Ich geh in den Süden, ein schönes sonniges Plätzchen am Meer und gut! Will nix mehr wissen, was diese Figuren labern!

    Antworten
    1. Peter Borbe Beitragsautor

      So einfach ist das gar nicht mit dem Auswandern, wo willst Du schon hin? Bei uns lebt es sich (noch) gut, deswegen wollen ja alle hier hin.

      Antworten
  4. gipsywoman

    Doch, ist einfach!

    Hierher komme ich nur, wenn ich spezielle Dinge brauche, wo ich Vertrauen habe und auf Qualität wert lege.
    Heute ist es ein Katzensprung g´schwind mal rüber zu jumpen.
    Das mach ich gerne so, Hauptsache ich bin weg hier und muß das alles mir nicht mehr geben!

    Allein TV ausschalten, damit ist es nicht getan.
    Schau dir mal die Leute auf der Straße an, da geht nix! Die sind leer.

    Schöne Landschaft, gutes Wetter und gechillte Leute gibt´s woanders.
    Allein deshalb, weil man hier zugeschmissen wird mit allem Möglichen und nur als Menge und Erfüllungsgehilfe funktionieren soll.

    Hauptsächlich in Deutschland ist man doch Gebrauchsgegenstand.
    Maschine für die Pläne der Spinner von Politiker bin ich jedenfalls nicht und das Land und Volk ist eh hinüber!!

    Wer es sich leisten kann, ist überall, nur nicht dort, wo es krankt.

    Deutschland und die Deutschen ist mehr als krank, es ist tot!

    Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert