Das wahre Gesicht des „Gutmenschen“

Von | 17. Januar 2016

Schon seit vielen Jahren kürt die „Gesellschaft für deutschen Sprache“ (GfdS) in jedem Jahr ein „Wort des Jahres“ und auch ein entsprechendes „Unwort“. Angeblich möchte man damit „das Sprachbewusstsein und die Sprachsensibilität in der Bevölkerung fördern“ – bei genauerem Hinsehen wird klar, daß eher das Gegenteil damit beabsichtigt wird. So wurde aktuell „Flüchtling“ zum „Wort des Jahres“ gekürt, obwohl dieses Wort inzwischen praktisch als Synonym für jede Person verwendet wird, die Einlass in unser Land begehrt, aus welchem Grund auch immer. Von  seiner ursprünglichen Bedeutung des sein nacktes Leben in Sicherheit bringenden Menschen ist nicht mehr viel übrig geblieben – und damit erfüllt der Begriff auch eine der Bedingungen für das „Unwort“, nämlich euphemistisch, verschleiernd oder irreführend zu sein.
Tatsächlich zum „Unwort“ ernannt wurde das Wort „Gutmensch“, wobei sich die Gesellschaft eines kleinen, aber unfairen Tricks bedient hat, diese Wahl zu begründen. Es wird einfach behauptet, die Bezeichnung ziele vorwiegend auf Leute ab, die wirklich aktiv Gutes tun, beispielsweise als freiwillige Helfer oder Ehrenamtliche, und solle diese Hohn und Spott aussetzen. Dies ist allerdings meilenweit an der eigentlichen Aussage des Begriffs vorbei.
Der wirklich gemeinte „Gutmensch“ ist der neue Jakobiner, der vom Thron seiner selbsternannten moralischen Überlegenheit aus jeden Andersdenkenden verachtet und sanktioniert. Der Gutmensch treibt einen Dachdeckerbetrieb beinahe in die Pleite, weil er dessen Jahrzehnte altes Firmenlogo plötzlich als „rassistisch“ brandmarkt. Er durchforstet Werke der Literatur im Geiste eines Bücherverbrenners, um politisch unkorrekte Formulierungen zu finden und eine „Korrektur“ des Werks zu fordern. Der Gutmensch verweigert den Kindern in Schulen und Kindergärten Schweinefleisch, weil man auf Andersgläubige Rücksicht nehmen müsse. Er fordert von Medien und Polizei, Straftaten von Arabern oder Afrikanern möglichst ganz unter den Tisch fallen zu lassen, oder aber zumindest die Nennung der Ethnie zu unterlassen, um „keine Ressentiments zu bedienen“. Der Gutmensch möchte möglichst fleischfreie Wochentage für alle durchsetzen und steht immer in der ersten Reihe, wenn es darum geht, seine „Empörung“ über alles Mögliche zu äußern. Die Liste ließe sich noch beliebig fortsetzen.
Das Interessante an der Jury der „Gesellschaft für deutschen Sprache“ ist, daß sie sich natürlich selbst als Lordsiegelbewahrer gutmenschlichen Denkens betrachten, so spricht die Wahl der letzten Unworte eine klare Sprache: 2014 war es der Begriff „Lügenpresse“, dessen Wahl heute, nach Bekanntwerden diverser „Verheimlichungen“, vor allem aus dem öffentlich-rechtlichen Bereich, zumindest einen faden Beigeschmack hat. Auch 2013 („Sozialtourismus“) und 2012 („Opfer-Abo“) zeigen deutlich, daß es den Juroren hier weniger um sprachwissenschaftliche Phänomene geht, sondern in erster Linie eine politische Agenda bedient werden soll. Die „Gutmenschen“ haben eben eine starke Lobby, und die GdfS gehört definitiv dazu.

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