Der Türkei-Putsch: Tödliches Schmierentheater am Bosporus?

Von | 17. Juli 2016

Die Welt hielt den Atem an in der Nacht vom Freitag zum Samstag – „Militärputsch in der Türkei“ meldeten die Nachrichtenkanäle – und tatsächlich sah es für kurze Zeit so aus, als würde es zu einer massiven Veränderung der Machtverhältnisse am Bosporus kommen. Doch so schnell der Spuk aufgekommen war, endete er auch wieder… bereits nach wenigen Stunden galt die Aktion von „Teilen des Militärs“ als gescheitert und die Regierung um Präsident Erdogan vermeldete wieder volle Kontrolle über das Land. Was nun wie ein Sieg einer demokratisch legitimierten Regierung aussieht, wirft allerdings viele Fragen auf und hinterlässt mehr als einen faden Beigeschmack.

Die Hauptfrage „Cui bono – Wem nützt es?“ ist sehr schnell beantwortet: Erdogan und seiner Regierung – nicht umsonst hat der Präsident den Putsch auch bereits als „Geschenk Gottes“ gepriesen. So kamen auch schnell Spekulationen auf, ob der türkische Machthaber nicht selbst hinter der Aktion steckt und es sich um eine Inszenierung handelt. Aber so weit muss man gar nicht gehen. Die wahrscheinlichere Variante ist die, daß es tatsächlich echte Putschbestrebungen gab, die jedoch der Regierung längst im Detail bekannt waren – über geheimdienstliche Quellen oder Whistleblower. Aber man hat es dann geschehen lassen, denn eine bessere Möglichkeit gibt es nicht, Kritiker und Andersdenkende in der Türkei nun für viele Jahre ruhig zu stellen und das bereits autokratisch geführte System zunehmend zu einer handfesten Diktatur umzubauen. Allein die Tatsache, daß man bereits wenige Stunden nach dem „Putsch“ 2.745 Richter und Staatsanwälte entlassen hat, auch Verfassungsrichter – die erst einmal nichts mit dieser militärisch geführten Aktion zu tun hatten – lässt nur den Schluss zu, daß die Regierung ihre Schritte schon von langer Hand geplant hat und genau wusste, was in dieser Nacht passieren würde. Ebenso die Tatsache, daß Erdogan sich zum „richtigen Zeitpunkt“ auf die Abreise aus seinem Urlaubsort gemacht hat, unterstützt diesen Verdacht.

Für die Türkei bedeutet es auf jeden Fall, daß der Plan der AKP, das Erbe des Staatsgründers Atatürk abzuwickeln und die Trennung von Staat und Islam weiter aufzuheben, ungehindert fortgesetzt werden kann. Bezeichnend ist auch, daß in der Putschnacht die Muezzine von den Minaretten zu Erdogans Unterstützung aufgerufen haben und viele Demonstranten in dieser Nacht – übrigens auch in Deutschland und Österreich – nicht nach der Demokratie riefen, sondern das übliche „Allahu akbar“ skandierten.

Leid tun können einem die über 200 Todesopfer dieser Nacht auf beiden Seiten, die nur Schachfiguren in einem unsäglichen Spiel waren. Vermutlich wussten viele beteiligte Soldaten nicht einmal genau, an welcher Art Einsatz sie dort mitwirkten. Leid tun können einem auch die Tausende bis Zehntausende, die jetzt in Gefängnissen landen werden oder Schlimmeres, deren Existenzen vernichtet werden und deren Familien in Sippenhaft genommen werden. Und Leid tun können einem die Millionen aufgeklärter, moderner Türken, die künftig keine Möglichkeit mehr haben werden, sich gegen die Zurückführung des türkischen Gesellschaftsmodells ins 19. Jahrhundert zu wehren. Es wurde genau beobachtet, wie sich wer in der Putschnacht verhalten hat, und dies wird zu einer weiteren Polarisierung und einem Hassklima in der Bevölkerung führen.

In wenigen Tagen werden wir am 20. Juli in Deutschland wieder den Hitler-Attentätern um Graf von Stauffenberg gedenken – gleichzeitig werden unsere Politiker ihrem Bündnispartner am Bosporus den Rücken stärken, wenn dort den türkischen Stauffenbergs der Prozess gemacht wird. Es ist eben wie immer: Die Geschichte schreiben die Sieger.

7 Gedanken zu „Der Türkei-Putsch: Tödliches Schmierentheater am Bosporus?

  1. rania black

    Ha, ich halte diesen „Putsch“ überhaupt nicht für einen tatsächlich solchen.
    Das war so unsagbar doof gemacht, aber das kann an den allgemein dummen blutrünstigen Türken liegen…………………..was ich aber nicht glaube, ich glaube, das war ne Inszenierung um endlich durchzuziehen.

    Boah! Und sowas hofiert die Merkel und wenn wir Pech haben, sind diese Deppen bald freie Reisende in unserem Land.

    Das war kein geplanter Putsch von echten Putschisten!
    So dumm können nicht mal Türken sein.:-)

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    1. Sezgin

      Da die ganzen Isis Terror Attentate in Europa den Rechten Partein dient,kriegen ja deswegen immer mehr Zulauf.Also stecken die hinter diesen Anschlägen.Danke das ihr mich endlich Aufgeklärt habt.

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    2. Sezgin

      Da die ganzen Isis Terror Attentate in Europa den Rechten Partein dient,kriegen ja deswegen immer mehr Zulauf.Also stecken die hinter diesen Anschlägen.Danke das ihr mich endlich Aufgeklärt habt.

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    3. Sezgin

      Da die ganzen Isis Terror Attentate in Europa den Rechten Partein dient,kriegen ja deswegen immer mehr Zulauf.Also stecken die hinter diesen Anschlägen.Danke das ihr mich endlich Aufgeklärt habt.

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      1. Peter Borbe Beitragsautor

        Bitte genau lesen! Es steht nirgends, die türkische Regierung steckt hinter dem Putsch. Aber sie hat vermutlich vorher davon gewusst und ihn geschehen lassen – das ist ein himmelweiter Unterschied!

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  2. Sezgin

    Da die ganzen Isis Terror Attentate in Europa den Rechten Partein dient,kriegen ja deswegen immer mehr Zulauf.Also stecken die hinter diesen Anschlägen.Danke das ihr mich endlich Aufgeklärt habt.

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  3. rania black

    Ich glaube schon das Erdogan selbst dahinter steckt! Basta!
    Nur er hat Vorteile davon.
    Der Ausnahmezusstand, der den Kahlschlag der Gegner herbei gezaubert hat, um seine Herrschaft ohne Hindernisse zu betonieren, mußte halt sein.
    Nur muß es halt für Ausnahmezustand auch einen Grund geben. Putsch! Voila! Grund da! 😀
    Nur kann ihm eh keiner wirklich nachweisen, aber alles denken es!

    ICH auch! 😀

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