Die Böhmermann-Affäre – eine geplante politische Inszenierung?

Von | 19. April 2016

Die Medien sind seit Tagen voll von einem Thema: Das Schmähgedicht des Satirikers Jan Böhmermann auf den türkischen Präsidenten Erdogan. Bei genauerer Betrachtung der ganzen Affäre kann dem aufmerksamen Beobachter allerdings auch der Verdacht kommen, daß es sich hier nicht um den bedauerlichen „Fehlgriff“ eines Unterhaltungskünstlers handelt, sondern auch ein politisches Interesse an der Eskalation des Vorgangs denkbar wäre.

Über Monate hinweg galt Bundeskanzlerin Angela Merkel als Säulenheilige der Migrationslobby, selbst politisch sonst ganz anders verortete Menschen priesen Merkel in den höchsten Tönen, versprach sie doch die unbegrenzte Öffnung des Landes für Einwanderer jeder Herkunft. Doch dann kam das Abkommen mit der Türkei.

Das Türkei-Abkommen missfällt Vielen – auf der einen Seite denen, die meinen, die Türkei bekommt zu viele Zugeständnisse (Sehr viel Geld, Visafreiheit, EU-Beitrittsperspektive) – und auf der anderen Seite jene, denen jegliche Begrenzung der aktuellen Migrationsbewegung ein Dorn im Auge ist. Beide Seiten könnten ein Interesse daran haben, daß es zu einer Verschlechterung der deutsch-türkischen Beziehungen kommt und das Abkommen auf diesem Wege vielleicht zu Fall gebracht werden könnte.

Nun muss man nicht lange überlegen, auf welcher der genannten Seiten ein großer Teil der deutschen Unterhaltungsindustrie zu finden ist – die meisten, die sich öffentlich äußern, vertreten die Meinung „Migration ohne Wenn und Aber“, und insbesondere die Gruppe der Comedians und Satiriker bildet hier eine nahezu einheitliche Meinungsgruppe. Man muss kein Verschwörungstheoretiker sein, um neben der reinen Satire auch eine politische Absicht Böhmermanns zu vermuten, die über die Demaskierung des türkischen Präsidenten hinausgeht und konkrete politische Absichten verfolgt – nämlich das Abkommen der EU mit der Türkei scheitern zu lassen, damit Migranten wieder ungehindert und ohne Gefahr einer Abschiebung zwischen der Türkei und Griechenland passieren können. Dies kann sicher so ein Gedicht nicht allein bewirken, aber es kann dazu beitragen – und das ist doch schon nicht wenig für einen kleinen Komiker!

2 Gedanken zu „Die Böhmermann-Affäre – eine geplante politische Inszenierung?

  1. rania black

    Interessante Sicht!
    So hab ich das noch gar nicht betrachtet!
    Jedenfalls ist Frau Merkel gut aus der Kritik um ihre Flüchltingspolitik genommen worden, mit diesem Abkommen, dass damit die Flüchtlingsströme nun etwas eingegrenzt hat.
    Gesichtswahrend, wie es so schön heißt.
    Ich sehe da auch eine andere Absicht: Wenn ich mich nciht täusche, dann hat sich das Spiel nun in Richtung „zahle, dann halten wir die Flüchtlinge fern“ gedreht.
    Abkommen sind out, grenzenlose und pflichtlose Zahlungen in.
    Wenn das Abkommen platzen sollte, dann geht es nicht mehr um Abmachungen die eingehalten werden sollen, sondern rein um Zahlung, also eine klare Sache ohne die Gegenseite in die Pflicht zu nehmen für irgendetwas.
    Ist das auch so denkbar?
    Katastrophe alles!!

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  2. Snow White

    Es sind aber auch noch andere Gedankengänge möglich:
    Die öffentliche Meinung schwenkt ja nun seit geraumer Zeit von der Merkel weg. Es bläst ihr politischer Gegenwind ins Gesicht. Erst der Anruf bei Erdowahn hat diesen wohl auf den §§103 STGB aufmerksam gemacht. Das kann keine Dummheit gewesen sein. Und die Meldungen, Merkel hätte den Strafantrag voreilig freigegeben, ohne den „Dienstweg“ zu beachten, lässt bei mir die Vermutung aufkommen, hier wird von deutscher Seite versucht, die Meinungs- und Kunstfreiheit zu beschneiden. Auch das betroffene Gesicht des SPDoberen Steinmeier bei der Verkündung lässt erahnen, dass es da um mehr ging, als das übliche Politspektakel. Meiner Meinung nach wird Böhmermann inhaftiert werden, man braucht ein Exempel, um die Kritiker an Merkel zum Schweigen zu bringen! Und die SPD wird untergehen! Die Menschen wollen eine bissige Oppostion, keine Speichellecker!

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