Die platte Parole „Fluchtgründe bekämpfen“

Von | 6. März 2016

Gern wird heute in der Politik darauf hingewiesen, eine der wichtigsten Maßnahmen sei es, „Fluchtgründe zu bekämpfen“. Tatsächlich ist jedoch erstaunlich, daß dieses „Argument“ immer wieder unwidersprochen stehen bleibt und auch niemand Details hinterfragt, was man denn genau damit meint.
Viele werden vermutlich davon ausgehen, daß mit „Fluchtgründe“ vor allem Kriege, instabile Länder und Verfolgung gemeint sind. Aber andererseits ist all dies ja nicht neu, sondern seit Jahrtausenden fester Bestandteil menschlicher Geschichte – leider. Immer waren auch Menschen dabei auf der Flucht, aber für uns muß doch die Frage relevant sein, was sich in den letzten Jahren verändert hat, daß Deutschland und Mitteleuropa stärker als je zuvor von diesen Bewegungen betroffen sind.
Der Grund, daß alles in Syrien so furchtbar läuft und die Welt allgemein kriegerischer geworden ist, gibt da nicht viel her. Allein für das noch junge 21. Jahrhundert listet Wikipedia 28 Kriege auf, darunter der Irakkrieg, in dem mehr als doppelt so viele Zivilisten starben wie im bisherigen syrischen Bürgerkrieg. Für das 20. Jahrhundert kann man die Kriege kaum noch zählen, eigentlich hat es immer  irgendwo Mord und Totschlag gegeben. Und nie kamen die Betroffenen auf die Idee, sie müssten jetzt zu Hunderttausenden ein neues Leben in Deutschland oder Schweden anfangen. Was hat sich  also wirklich verändert, was ist der wahre „Fluchtgrund“?
Ich denke, es sind vor allem zwei Gründe, und die werden den meisten von uns nicht gefallen, weil sie uns zwingen werden, irgendwann eine Wahl zu treffen. Der erste Grund ist der Weg des geringsten Widerstands: Die Migrationsbewegung kann im Grunde hingehen, wohin es ihr beliebt, weil es keine wirksamen Grenzsicherungen mehr gibt und niemand sie aufhält – nicht einmal Ausweise oder Papiere müssen sie vorweisen, sondern es findet ein regelrechtes Durchwinken statt. Auch der Zusammenbruch von Durchreisestaaten wie Libyen hat diesen Effekt verstärkt. Es war halt lange Zeit niemand auf der Strecke, der sagt „Halt, hier geht‘s nicht weiter“, inzwischen ändert sich die Situation zumindest auf der „Balkanroute“.
Der zweite Grund liegt direkt bei uns im Inland: Wer für Asylbewerber die besten und komfortabelsten Bedingungen weit und breit anbietet, der darf sich am Ende nicht wundern, wenn auch alle in genau dieses eine Land wollen. Bargeld, Nahrungsversorgung, freiwillige Begleiter, selbst jemanden, der für sie die Toiletten putzt, wer würde das nicht einem riesigen Zeltlager in der Südtürkei vorziehen?
Diese beiden Hauptgründe haben aber noch einen Verbündeten, der ihre Wirkung noch um ein Vielfaches erhöht: Die Vernetzung. Im Zeitalter der weltumspannenden Kommunikation wird jeder, der es geschafft hat, zum Multiplikator, und kann in Sekundenschnelle  in die Heimat die Nachricht vermitteln: „Es ist toll hier, kommt auch!“. Gleiches gilt natürlich auch für Fluchtrouten und Tricks, das Asylsystem „optimal“ zu nutzen. Die Informationen verbreiten sich rasend schnell, Dank allgegenwärtigen Kommunikationsmittel. Eine möglicherweise als Einladung verstandene Aussage einer Bundeskanzlerin ist dann noch das Tüpfelchen auf dem „i“.
Insofern müssen wir einsehen, daß „Bekämpfen der Fluchtursachen“ eben nicht die Ausrufung des Weltfriedens bedeutet – abgesehen davon, daß es völlig unrealistisch ist. Selbst wenn dereinst in Syrien wieder Frieden herrscht, dann wird der nächste Krisenherd nicht lange auf sich Warten lassen. Womit wir bei unserer Wahl wären: Wir können weitermachen wie bisher und an den eigentlichen Gründen nichts ändern, dann müssen wir damit rechnen, in den nächsten Jahren viele Millionen Menschen aus der gesamten 3. Welt bei uns aufzunehmen. Der ein und andere mag diesen Gedanken begrüssen und sich auf reichhaltige kulturelle Bereicherungen freuen. Aber man muß auch akzeptieren, daß Europa dann auch nicht mehr die „1. Welt“ sein wird, sondern unsere Lebensqualität und Sicherheit sich entsprechend der 3. Welt annähern wird.
Alternative wäre, daß wir den Weg zu uns wieder erschweren – so, wie es vor wenigen Jahren noch war – und die Anreize überdenken, die wir aussenden. Dies haben auch Nachbarländer wie Dänemark und die Niederlande schon getan, und es wird doch wohl niemand behaupten wollen, das seien alles Unmenschen?

Ein Gedanke zu „Die platte Parole „Fluchtgründe bekämpfen“

  1. Rania Black

    Fluchtursachen bekämpfen ist wirklich platt! Haben sie doch eben erst geschaffen!

    Es geht um Billiglöhne ala 3. Welt wie Indien z.b., die Konkurrenz wird schon noch groß genug werden, dann nimmt jeder alles an, Hauptsache nicht verhungern!
    Mindestlohndebatte auch ein jämmerliches Gequatsche, der wird ausgesetzt und dann geht der Kampf erst richtig los. Ganz Europa ist zu sozial und zu alt! Das haben schon Bush jr. und Chainey gewußt, als sie Europa im Irak haben wollten.

    Jetzt sehen wir die Auswirkung der von langer Hand geplanter Destabilisierung.

    Und was ist mit TTIP? Schaffen wir nicht gerade die besten Vorraussetzungen dafür??????

    Das wird nie wieder zurückgenommen, was jetzt festgeschrieben wird!

    Mir kommt diese Welle vor, wie in den 60ern die Gastarbeiterwelle. Egal, jedenfalls die Wirtschafts freut´s! Billiglöhner wird es auch genug geben, also alles paletti!

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