Gleichberechtigung mit der Brechstange?

Von | 7. Februar 2011

Das Jahr 2011 ist noch nicht sehr alt, und schon haben wir einen veritablen Anwärter auf das „Unwort des Jahres“: Frauenquote. Endlich haben Politiker wieder ein Thema gefunden, wo man Dinge regeln kann, die nicht geregelt werden müssen. Schlimm genug, daß die „Quote“ im politischen Umfeld schon seit Jahr und Tag allgegenwärtig ist – sei es in den Kontrollgremien und Aufsichtsräten der öffentlich-rechtlichen Medien und von Instititionen wie der Bundesbank oder bei der Besetzung von Ministerämtern und Staatssekretär-Pöstchen – mal ist die Partei oder auch nur der Parteiflügel entscheidend, dem man angehört , manchmal reicht es auch schon, im richtigen Bundesland zu wohnen, weil dem Landesverband noch ein Posten „zusteht“. Und diese leistungsverneinende Vergabepraxis soll nun endlich auch auf die Privatwirtschaft übertragen werden, nur ist es diesmal das Geschlecht, nach dem entschieden wird. Zumindest vorläufig, denn wenn erst die Frauenquote beschlossen ist, wird es nicht lange dauern, bis auch andere Gruppen ihre staatlich geregelte Teilhabe an den schönen Führungsposten einfordern werden.
Aber es geht ja um die Gleichberechtigung, oder nicht? Ganz genau, und um diese herzustellen, machen wir erstmal die Karriereplanung vom Geschlecht abhängig, sprich, die Geschlechtszugehörigkeit wird wichtiger als die Fähigkeiten und Eignungen des Bewerbers für den Posten. Davon, Mann und Frau gleich behandeln zu wollen, ist dies wahrlich weit entfernt, ich würde es eher als Brechstangenpolitik bezeichnen. Was ist eigentlich mit den Männern, die jetzt auf den Posten sitzen, werden die einfach entfernt, weil das Geschlecht nicht stimmt? Ob man der so aufgestiegenen Frau dann einen guten Dienst erweist, wenn es hinter ihrem Rücken heißt: „Die hat ihren Posten nur bekommen, weil die Quote noch nicht erfüllt war“ ist außerdem sehr fraglich.
Der wichtigste Punkt ist aber Folgendes: Eine Privatwirtschaft nennt sich so, weil es eben keine staatliche Planwirtschaft ist, in der die Politik sich immer weiter einmischt, bis hin zur Personalpolitik. Unsere Wirtschaft ist sehr erfolgreich – je nach Sichtweise entweder wegen oder auch trotz des Männerüberschusses in den Chefetagen. Wenn die Politik in die Firmen hineinregieren will, dann muss sie Staatsbetriebe schaffen – und was dabei rauskommt, wissen wir alle…
Die Frage sollte eher sein, warum so wenige Frauen es in die Führungsebene schaffen, und dann landen wir dort, wo die Politik wirklich handeln sollte: Die Frau muss in der Regel wählen zwischen Kind und Karriere – der Mann nicht. Wenn der Staat Voraussetzungen schafft, dass eine Frau trotz einer managertypischen 70-80-Stunden-Woche ein vernünftiges Familienleben führen kann, dann werden ganz automatisch auch mehr Frauen Karriere machen.

2 Gedanken zu „Gleichberechtigung mit der Brechstange?

  1. Theo

    Das sind recht interessante Gedanken – was ich vermisse ist jedoch eine selbstkritische Gedanken von Männern zur aktuellen „patriarchalen“ Lage: finden wir ein Ungleichgewicht im Gender Bereich wirklich super? Oder würden wir Männer bei mehr Gleichberechtigung nicht auch einiges an Lebensqualität dazugewinnen (vgl. Peter Redvoort „Die Söhne Egalias“)?

    Schreiben Sie doch auch mal dazu was …

    Theo

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    1. Peter Borbe Beitragsautor

      Ich denke, das ist Geschmackssache. Tatsächlich denke ich, auch die unterschiedliche genetische Disposition von Frauen und Männern darf nicht vernachlässigt werden. Männer sind tendenziell eher zufrieden in hierarchischen Strukturen und sind auf den Konkurrenzkampf „programmiert“, Frauen sind sozialere Wesen, denen am Ausgleich und gemeinsamen Handeln gelegen ist – mich bitte jetzt nicht auf die Verallgemeinerung festnageln, natürlich gibt es immer welche, die auch anders „ticken“.

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